In diesem Artikel möchte ich versuchen, ein wenig meine schamanische Arbeit darzustellen und erklären, wobei diese vorwiegend im Kontext zu dem vorangegangenen Beitrag „Delphin-Weihe“ zu sehen und verstehen ist. Wer den Artikel nicht kennt, der sollte ersteinmal einen Schritt zurückgehen und ihn lesen. Sonst fehlen womöglich die Zusammenhänge. Wobei auch das nicht ausschließt, dass meine Darlegungen hier für einige schwer nachzuvollziehen sein werden. Doch ich werde mir Mühe geben. Ich hoffe, dass ich mich nicht zu sehr in Details verlieren werde.
Ich tue mich selbst schwer damit, als „Schamane“ bezeichnet zu werden. Was soll das überhaupt sein? Was ist darunter zu verstehen? Genauso habe ich aber auch Probleme damit, mich als Esoteriker zu verstehen. Obwohl ich mich mit dem Reich der Seelen, mit den immateriellen Welten und spirituellen Sphären beschäftige. Vielleicht habe ich insgesamt ein Problem mit der Identifikation. So recht kann ich auch nicht sagen, wer ich bin oder wo ich ursprünglich herkomme. Manche behaupten, das die Selbsterkenntnis das wichtigste sei, ja sogar der Sinn des Lebens. Ich habe das lange versucht zu ergründen – und bin zu dem Schluss gekommen, dass das zweitrangig ist. Viel wichtiger ist meines Erachtens, dass ich weiß, was ich tue – und warum ich das tue, was also meine Beweggründe sind. Für mich sind Aufrichtigkeit und Offenheit das A und O. Ich wünsche mir, so wahrgenommen zu werden, wie ich bin – und gebe mir Mühe, mein Inneres im Äußeren zu verwirklichen. Vielleicht auch in der Hoffnung, mich selbst in dem zu erkennen, was die anderen in mir sehen. Doch ich bin etwas abgeschweift, was mir wahrscheinlich auch noch öfters widerfahren wird. Was ganz einfach daran liegt, dass ich einfach drauf losschreibe, ohne groß darüber nachzudenken. Ich bringe das simultan zu Papier, was mir gerade in den Sinn kommt. Vielleicht wie in einem offenen Gespräch mit Freunden. Und so, wie auch einmal gesagtes im Raum steht und nicht mehr zurückgenommen werden kann, so habe ich das auch mit dem Schreiben. Ich lösche nichts. Aber wenn ich meine, etwas falsch oder misverständlich ausgedrückt zu haben, dann gehe ich nachträglich darauf ein und versuche, es in den richtigen Kontext zu setzen.
Doch was ist nun ein Schamane? Klassischerweise ist es eine Rolle, die einem Mitglied eines Stammes in den Naturreligion zukommt. Der Schamane ist ein Mittler zwischen den Welten, ein Bindeglied zwischen dem Reich der Seelen und der materiellen Ebene der Lebenden. Er ist Heiler, weshalb er auch als Medizinmann bezeichnet wird. Aus schamanischer Sicht entstehen Krankheiten, wenn sich Körper, Geist und Seele nicht im Einklang befinden. Eine falsche geistige Haltung oder Einstellung kann Grund für eine Disharmonie sein, also etwas eher außerweltliches bzw. im Verhältnis einer Person zu seiner Umwelt. Oder die Verbindung zur Seele ist gestört. Oder aber die Seele selbst wird von negativen Energien beeinflusst – und sendet dadurch falsche Signale und Impulse. In Bezug auf einen Patienten ist die Aufgabe des Schamanen, ein energetisches Gleichgewicht herzustellen. Hierzu reist er (über die sogenannte Traumzeit) in das Reich der Seelen, die sich ihm als strahlende Lichteier darstellen. Störfelder zeigen sich als Verschattungen. Indem er diese beseitigt, kann der natürliche kosmische Fluss wieder hergestellt werden, wodurch dem Körper ermöglicht wird, sich über seine intrinsischen Selbstheilungskräfte zu reinkarnieren.
In dem Weltbild der Naturreligionen wird die Ursache bei Geistern und Dämonen gesehen. Doch eigentlich ist dies primär ein Weg, um den negativen Energien eine Form und Gestalt zu geben. Indem man die störenden (oder krankmachenden) Einflüsse personifiziert, kann man sich ihnen als Krieger gegenüberstellen – und sie im Besiegen auflösen.
Im allgemein sollte ein Schamane nur Zugriff auf die Seeleneier seines Stammes haben. Doch natürlich sind alle Menschen auf einer Ebene verbunden und bilden eine gemeinsame Fläche – oder das globale Seelenmeer bzw. die planetare Weltenseele. Und Schamanen sind ja Menschen, also von Natur aus keine reinen Wesen. Weshalb es auch schon mal zu Überschreitungen und Grenzübertritten kommen kann, gerade auch bei verfeindeten Stämmen… Doch durch die Merlen wird der persönliche Delphinseelenpartner für einen zum Schamanen – und übernimmt stellvertretend sämtliche Funktionen und Aufgaben. Es kommt zu einer Individualisierung der Spiritualität. Es sind uninkarnierte Delphine, die uns „von der anderen Seite“ aus begleiten. Und die keine Unreinheiten durch die biologische und materielle Seinsebene erfahren haben. Dadurch können aber auch die Grenzen zwischen den Stämmen (oder Nationen) aufgelöst werden, wodurch wir auf globaler Ebene eine spirituelle und geistige Einheit, ganz im Zeichen des Wassermannzeitalters werden schaffen können.
Es wird mir noch öfters passieren, dass ich abschweife oder zwischen einzelnen Punkten springe. Ich folge keinem vorgefertigten Konzept – und bitte um Nachsicht. Doch manchmal kann diese Vorgehensweise auch sinnvoll sein, gerade wenn man von verschiedenen Seiten aus versucht, ein Bild darzustellen.
Das innerweltiche, heilerische ist der eine Aspekt der Aufgabe des Schamanen. Der andere Hauptaspekt ist der eines Seelenführers. Die Naturreligionen kennen keine Engel – und so fällt dem Schamanen in gewisser Weise auch diese Rolle zu. Stirbt ein Stammesmitglied, so löst sich das Seelen- oder Lichtei auf, der innere Geist wird freigesetzt – und der Schamane holt ihn ab, um ihn in das Reich der Ahnen zu überführen. Er spielt quasi den Fährmann. Wobei es keinen Unterweltsfluss gibt. Vielmehr erhebt man sich gemeinsam in die Lüfte – und gelangt so in die angestammte jenseitige Sphäre…
Ich will hier keine Abhandlung über das Weltbild der Naturreligionen schreiben, das würde auch zu weit führen. Ich möchte nur den äußeren Rahmen schildern. Unterm Strich muss man sagen: der Schamane ist Heiler auf der einen Seite – und Seelenführer auf der anderen. Vielleicht mache ich an dieser Stelle ersteinmal einen Schnitt. Letzlich möchte ich schon erklären, wie beide Aspekte über den Delphinseelenpartner und die persönliche Merlenverbindung übernommen wird. Doch eigentlich ist das nicht das, worum es in diesem Artikel primär gehen soll. Ich werde an anderer Stelle ausführlicher darüber schreiben.
Schon als 5-Jähriger war ich mir bewusst, dass ich als freie Seele geboren worden war. Es ist eine meiner ersten bewussten und klaren Erinnerung. Ich wusste, dass ich mich aus freien Stücken für dieses Leben entschieden habe – und mir auch meine Eltern aussuchen konnte. Erst später erkannte ich, dass dies nicht bei allen so war – und auch nur wenige diese Sichtweise teilten. Doch ich konnte mir sicher sein, dass dies eine Überzeugung war, die aus meinem Inneren kommen musste. Denn ich war in einem unspirituellen Elternhaus und Umfeld groß geworden. Es konnte folglich nichts sein, was mir von außen übergestülpt worden war. Es kann auch nichts aus einer Not heraus geborenes, einem Wunschdenken entsprungenes gewesen sein; ich hatte ein unbekümmerte und glückliche Kindheit. Und wahrscheinlich war ich auch zu jung, um solche Gedanken und Bilder selber, also aus dem körperlichen Selbst und Sein heraus zu fassen.
Meine Kindheit verbrachte ich zum Teil in Amerika. Mein Vater war großer Karl-May-Fan. Und wir verbrachten regelmäßig die Zeit um Weihnachten und Silvester bei Ureinwohnern und Indianern. Vielleicht ist dort der Geist des Schamanismus auf mich übergegangen. Vielleicht habe ich mich dann und dort „angesteckt“ oder „infiziert“. Vielleicht war es mir vorher bestimmt, vielleicht etwas, das ich aus einem früheren Leben mitgenommen hatte. Letztlich ist das gleich. Entscheidend ist immer, was man aus einer bestimmten Gegebenheit macht. Wobei sogar egal ist, ob diese imaginiert oder tatsächlich ist.
–> Habe den Titel des Beitrags von „Schamanische Arbeit“ zu „Schamanischer Werdegang“ abgeändert. Das trifft es vielleicht besser. Ich gehe dann im nächsten Artikel auf das ein, was ich eigentlich darlegen und erklären wollte.
Während meiner Jugend beschäftigte ich mich viel mit Religion, las buddhistische Schriften, die Bibel, den Koran. Waren sie wirklich alle Abbild desselben? Sagten sie dasselbe aus? Quintessenz war meines Erachtens, dass wir in einer falschen Welt lebten, im Leben gefangen seien – und sie zeigten unterschiedliche Wege dort hinaus. Und stellten auch das, was sich auf der anderen Seite befinden sollte, anders dar. Waren es unterschiedliche Auffassungen und Interpretationen des jenseitigen – oder gab es verschiendene jenseitige Reiche? Meines Erachtens war wesentlich, das man nach Tugendhaftikeit und Eigenverantwortung strebt. Dann war es eigentlich gleich, welches System nun Recht hätte. Auch das ein Exkurs, der nicht wesentlich zu dem beiträgt, worauf ich hinaus wollte. Aber egal.
Ich möchte eigentlich auch mit diesem Artikel zu einem Ende finden. Ist schon lang genug geworden. Doch ein paar wesentliche Punkte muss ich natürlich noch ausführen. Es war im September 1995, ich hatte gerade mein erstes Semester Medizin an der Uni Bonn hinter mich gebracht, als mich eine Reise nach Indonesien führte. Auf der Insel Siberut, westlich von Sumatra gelegen, kam ich erstmal in direkten Kontakt mit dem Schamanismus als Erwachsener. Und dort erfuhr ich auch meine erste Einweihung… In deren Folge erkrankte ich an Hautkrebs. Und wie ich später bei meiner zweiten Einweihung durch Aborigenese in Australien erfuhr, war diese lebensbedrohliche Erkrankung ein wesentlicher Bestandteil des Initiationsprozesses. Denn um Schamane zu werden, um zwischen den dies- und jenseitigen Sphären wechseln zu können, musste man erst den Tod gegenüberstehen, in akzeptieren und „per Du“ mit ihm werden. Man muss den Tod verinnerlich und in der eigenen Person überwinden, um dann für andere in die Zwischenwelt reisen zu können.
Gerade erinnere ich mich an einzelne Episoden in der Vergangenheit und als Heranwachsender, wo ich mit diesem Schamanensein schwer zu kämpfen hatte. Denn es bedeutet, sich selbst aufzugeben. Nicht das eigene Glück zählt – sondern man steht im Dienst für andere oder eine Sache. Man hat kein eigenes Leben mehr, sondern ist an eine Aufgabe gebunden. Und obwohl ich an Wiedergeburt glaube: ich wollte das nicht, ich wollte frei sein, mich nicht an ein Schicksal gebunden wissen… Doch irgendwann konnte ich mich dann natürlich doch damit anfreunden und es akzeptieren. Sonst wäre ich auch nicht da, wo ich heute stehe und bin. Es musste so sein. Und das ist auch gut so.
Ich studierte weiter Medizin – doch ich bekam zunehmend Problem damit. Zum einen wegen des Zwei-Klassen-Systems unseres Gesundheitswesens. Aber vor allem auch, weil ich den Tod nicht als das Böse und den Feind sehen konnte. Es galt das Leid zu bekämpfen, nicht aber den Tod selbst. Der Tod brachte Erlösung und Freiheit für die Seele. Und im Leben selbst ging es doch um die Qualität der Zeit – nicht um ihre Dauer.
Um das Ganze ein wenig abzukürzen: ich suchte nach einem Weg, wie man die Welt der Naturreligionen jedem und allgemein zugänglich machen könnte, suchte ein Wesen bzw. Tier, das allen Menschen als Zugang und Verbündeter dienen könnte. Einen Weg, wie jeder von den Vorzügen des Schamanismus profitieren könnte, ohne sich aber abhängig von anderen Menschen oder irgendeinem religiösen System machen zu müssen: und so kam ich zu dem Delphin bzw. den Delphinen. Manchmal wird fälschlicherweise angenommen, dies sei mein persönliches Krafttier. Das ist es nicht. Denn das wäre der Wolf. Der Delphin ist Allgemeingut – spirituell ein Spiegel der Mutter Gottes. Und über die Merlenwelten ist jedem die Möglichkeit gegeben, für sich persönlich diese Verbindung herzustellen. Natürlich kann man auch so und unabhängig von einer Merle zu einem Delphinseelenpartner finden. Doch das System der Neoligion ist einfach ein Verfahren und Methode, um dies zu erleichtern.
Die Vorzüge der Merlen als Schnittstelle werde ich an anderer Stelle noch genauer ausführen. Das war nicht Sinn und Zweck dieses Beitrags. Wobei ich ohnehin doch über was anders schreiben wollte. Doch vielleicht hilft dieser Artikel dabei, meine Person, aber auch den übergeordneten Rahmen besser zu verstehen und einzuordnen.
Unabhängig davon, ob wir an eine Seele glauben oder in welchem religiösen System wir uns selbst befinden, sollten wir uns fragen, wie es denn sein sollte, wenn wir das selbst bestimmen könnten. Wollen wir eine Seele haben oder nicht? Wollen wir lieber unser Sein auf die körperliche Existenz beschränkt wissen – oder würden wir Gewissheit über uns selbst als körperloses Bewusstsein haben? Müssen wir die Individualseele nicht wollen, um retrograd und von außen auf unser Leben zurückblicken zu können – um dadurch den übergeordneten Kontext zu verstehen?
Selbst wenn wir keine Seele hätten, so würden wir über die Merle doch zu einer gelangen können. Denn über den Delphinseelenpartner, den eine Merle mit sich bringt, bekommen wir von Delphinseite aus eine Individualseele zugesprochen. Dies ist eine Verfahren der reziproken Anerkennung. Die Bekenntnis zum Delphinseelenpartner bringt die Anerkennung als Seelenpartner über den Delphin als Spiegel… wie das genau funktioniert, darüber habe ich an anderer Stelle bereits geschrieben – und werde das wiederum auch wo anders nochmal genau erklären. Von meinem Ziel bin ich ganz schön abgekommen. Doch das soll nicht weiter stören. Vielleicht hilft dieser kleine Ausflug ja auch mir selbst, um mich besser zu verstehen und meine Rolle genauer einzuordnen.
Vielleicht macht folgende Analogie noch ein paar Dinge klarer: die allgemeinen Religionen, die wir kennen, beschäftigen sich mit Spiritualität auf einer vertikalen Achse. Über uns steht Gott oder die Götter – und unter den Menschen die Tiere. Durch die Zusammenführung mit dem Schamanismus wird dies um die horizontale Dimension erweitert. Die Menschen sind auf einer Ebene mit den Tieren. Und alle Lebewesen sind Enkel der einen Mutter Gottes, als übergeordnetes und abstraktes Prinzip. Wessen Eltern Kind wir sind, dass kann dadurch jeder selbst entscheiden. (Ein sehr spannender Punkt. Ich freue mich auf die Gelegenheit, das hoffentlich bald näher auszuführen.)