REM: Re-Entry Mechanism

Zurück in Europa, zurück in Hamburg. Der Himmel ist zwar grau – aber das ihn umrandende Laub farbenprächtig und bunt. Ich liebe den Herbst – und bin froh, dass ich ihn nicht ganz verpasst habe. Ein paar Bäume sind leider schon kahl. Aber zum Glück nicht alle. Und ich liebe auch den herbstlichen Duft in der Luft. Eine herrliche Jahreszeit. Und endlich auch wieder angenehme Temperaturen. Keine Hitze mehr – und das lästige Schwitzen hat auch ein Ende. Vor allem in Singapur war es schlimm.

Nun muss ich ersteinmal ankommen und mich wieder einfinden. Es war eine schöne Reise, insgesamt einen Monat war ich unterwegs. Die Zeit verging wie im Flug. Einerseits hätte ich zwar auch gut und gerne noch länger unterwegs sein können. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sich so ungebunden und frei fühlen kann, das „eigentliche Leben“ mal hinter sich lässt und sich einfach vom Strom tragen lässt. In Thailand kann man sich das auch leisten; in Singapur sieht das schon anders aus. Aber ganz unabhängig davon bin ich auch froh wieder hier zu sein. Mein Platz ist hier in Europa; das ist mir mal wieder bewusst geworden. Ich gehöre hier her. Hier habe ich mein „Lebenswerk“ zu verwirklichen. Und die Reise hat mich in meinem Projekt wieder gut voran gebracht. Doch dazu später. Eins nach dem anderen.

Zum Ankommen habe ich ersteinmal eine „Standardrunde“ gedreht. Also von Hasselbrook mit der Bahn zur Alten Wöhr. Dann zum Pinguinbrunnen im Stadtpark, am Affenwächter vorbei, hin zur Hundeskulptur. Vom Borgweg mit der U3 an Elbe und Hafen vorbei, am Rathaus wieder raus. Um dann in der St.-Petri-Kirche drei Kerzen anzuzünden: eine für das Universum aus Dankbarkeit, eine für die Familie und eine für die Freunde… Und schließlich ging es dann durch den Hammer Park zurück zu mir nach Hause. Ich habe diesen Rundgang ja schon ritualisiert; und es war wichtig für mich, um mich wieder schnell zu synchronisieren und mit der Ortsfrequenz der Stadt zu verbinden. (An anderer Stelle hatte ich ja schonmal darüber geschrieben.)

Vom Gefühl her bin ich nun genug gereist und habe genug von der Welt gesehen. Thailand war das 28. und Singapur das 29. Land, das ich im Laufe meines Lebens besucht habe. Irgendwann bekommt man einen Blick für die zugrundeliegende Strukturen der irdischen Kulturen und unserer Menschheit. Zwar werden einem immer wieder neue Ausprägungen und Interpretationen begegnen – und das macht ja auch die schier unendliche Vielfalt unserer Welt aus. Aber in das Fundamentale und Wesentliche meine ich, nun genug vorgedrungen zu sein. Genug, um meine Neugierde zu befriedigen, aber vor allem genug, um mein globales Projekt verwirklichen zu können. (Deshalb reizen mich am Reisen primär neue kulinarische Erfahrungen – und schöne Natur).

Die Reise hat einen Abschluss gebracht. Das war ihr Sinn und Zweck; und ich denke, dass ich Erfolg damit hatte. Heute beginnt für mich hier  in HH ein neuer Lebensabschnitt. Was dieser genau beinhalten wird, darüber muss ich mir am heutigen Tag noch Gedanken machen. Beziehungsweise in mich hineingehen und schauen bzw. horchen, was mir mein Unterbewusstsein mitzuteilen hat. Die buddhistischen Mönche, mit denen ich mich in Thailand ausgetauscht habe, haben mich darin bestätigt, meinen Lebensweg weiter zu verfolgen. Und sie haben mir ihren Segen für mein Projekt gegeben. Vor allem die Zeit im Schweigekloster hat mich gut voran gebracht. Aber ich habe auch neue Klarheit einfach dadurch erlangt, mal raus aus dem Alltag und den äußeren Strukturen unserer Gesellschaft zu sein.

Wie geht es nun weiter? Welche weiteren Schritte stehen an? Wo stehe ich überhaupt aktuell? Was macht mich aus, mein Leben, mein Wesen, meine Person? Womit kann ich der Gesellschaft und der Menschheit insgesamt am meisten dienen? Mit meinem System hoffe ich ja, die Menschheit in ihren religiösen Unstimmigkeiten und Konflikten befrieden zu können. Aus europäischer Sicht erscheint mir das viel einfacher, als wenn man den asiatischen Aspekt mit einbezieht. Dort ist die Gleichstellung der Frau noch JAhrzehnte hinter dem rückständigen Niveau, bei dem wir erst angelangt sind. Und dort sind auch Religion noch viel bestimmender und beherrschender, als es bei uns der Fall ist. All das muss ich in meine Überlegungen und Berechnungen mit einbeziehen.

Was genau habe ich mit der Reise abschließen können?  In erster Linie konnte ich einen spirituellen Schutz um die Seelen meiner Familie ziehen; einen 13-jährigen Kreis schließen, den ich am Freitag, 13.Oktober 2000 (Vollmond) geöffnet hatte. Das war extrem wichtig. Aber nicht nur meine Familie konnte so abgesichert werden, sondern eben auch Lunaland. Unter anderem deswegen waren PAL und ich auch im September auf der legendären Fullmoon-Party in Ko Phangan. (Wenn die Neoligion greift, dann sollen die Vollmondstage ja zum globalen Feiertag werden, zu Ehren der Mondgöttin Luna). Aber zu den ganzen Verbindungen und Verknüpfungen werde ich später noch kommen. Muss gleich erst nochmal raus in die Stadt, ein paar Botengänge erledigen.

Was beinhaltet der neue Lebensabschnitt für mich? Was soll und wird anders sein? Schon vor (aber auch während) der Reise habe ich mir Gedanken darüber gemacht. Zum einen werde ich bis Jahresende keinen Alkohol mehr trinken. (Leider hat das – unter anderem – dazu geführt, dass ich es beim Abschlusstrinken auf der Hochzeit meines Bruders „etwas“ übertrieben habe.) Wenn man dem Alkohol entsagt steigt die spirituelle Schwingungsfrequenz kontinuierlich an. einige Esoteriker gönnen sich deshalb öfters mal einen kleinen Rausch, um auf einem Niveau mit der Normalbevölkerung zu bleiben; sonst droht man manchmal, den Bezug zur gewöhnlichen und materiellen Ebene zu verlieren (wovor ich früher auch häufig Angst hatte, weil ich als Außenseiter, der ich ohnehin schon war, immer dazugehören wollte). Dass ich nicht rauche ist klar (auch die Ausnahmen/Rückfälle sollen in Zukunft ausbleiben); und auch das Kaffeetrinken werde ich lassen. Alles spirtuelle und Nervengifte, die die Eigenfrequenz stören und ändern können. Der Beschluss ist übrigens nicht im Schweigekloster gefallen, sondern schon weit im Vorfeld. Allerdings bin ich beim Meditieren darin bestätigt worden. Also werde ich diesen Pfad aus umso größerer Überzeugung folgen. Seit einer halben Ewigkeit möchte ich wöchentlich Schwimmen gehen. Ich hoffe, dass ich dieses Vorhaben auch werde erfolgreich umsetzen und verfolgen können. Ich weiß, dass es mir gut tun wird – und es das richtige ist. Am besten lege ich das auf einen festen Tag. Vielleicht den Mittwoch. Denn das wird fortan mein allwöchentliche Fastentag. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang werde ich also weder Essen noch trinken, ganz so wie im Ramadan. (Heute war Sunrise in HH um 7:46, Sunset ist um 18:24). Montag wird mein vegetarischer Tag. Und mindestens ein Mal pro Woche möchte ich raus ins Grüne. Ich weiß, wie gut mir das tut und wie wichtig das für mich ist. Nur manchmal gerät das in der Hektik der Großstadt in Vergessenheit. Ich bin einfach kein Großstadtmensch. Für mein Projekt war es zwar wichtig, das ich für die Zeit bis Ende 2012 hier war; doch nun kann ich mir auch Gedanken darüber machen, wie es damit nun weitergehen soll. Im Grunde möchte ich ja schon gerne wieder zurück in meine Wahlheimat, zurück nach Bonn ziehen. Mal schauen, wann es was daraus werden wird. Erst muss ich hier noch meinen Abschluss finden. Ich möchte gerne auf 92 Kg abnehmen. In Thailand wurde nichts daraus, bei all dem leckeren Fisch, den Meeresfrüchten – und den vielen Dingen die es zu probieren gab. Ich möchte konsequenter als zuvor es schaffen, immer vor Mitternacht zum Schlafen zu kommen. Am besten um elf ins Bett, eine halbe Stunde lesen – und dann Licht aus. Morgens möchte ich den Tag dann mit einer Meditation und Frühsport beginnen. Alles Dinge, die ich schon lange vorhabe – aber hoffe, sie nun auch entsprechend umsetzen zu können. Das Tagebuchführen möchte ich wieder lassen, stattdessen öfters Briefe schreiben. Ich muss dann einfach drauf hoffen, dass die Post nicht wieder so schlampt und so viel verliert.

Ich glaube, gerade wenn man für längere Zeit unterwegs war, sollte es einem leichter Fallen, eine neue Grundausrichtung zu übernehmen. Weil die alten Gewohnheiten ja schon länger als ein Monat zurück liegen, und man ihren Eigendynamiken nicht mehr direkt ausgesetzt ist.

Am 24.10., also morgen in einer Woche, zeigt sich ja dann, wie genau es sich mit Lunaland verhält. Wir dieser allgemein und öffentliche Zugang zu den Emily Islands dann tatsächlich freigeschaltet sein? Werde ich dann den Beweis für die Schamanenmatrix und die Existenz der Traumzeit erbracht haben? Wird das den gewünschten und ersehnten Paradigmenwechsel herbeigebracht haben werden? So sehr ich es hoffe, so habe ich leider auch meine Zweifel. Ich möchte nicht alles darauf setzen. Ein kleine Fehlberechnung und falsche Justierung – und es passiert gar nichts. Die Türen öffnen sich nur, wenn die absolute Sicherheit (99%) garantiert und gewährleistet werden kann. Ich kann da kein Risiko eingehen. Per Traum und MEditation ist Lunaland ja schon zugänglich. Das andere wird sich zeigen… Ich werde mich nicht darauf versteifen; aber freuen, wenn es dann doch geklappt haben wird.

Im Schweigekloster kam mir auch die Erkenntnis, dass es vielleicht besser ist, wenn mein System ersteinmal nur auf Glauben basiert. So wie die anderen Religionen auch. Damit es dann Personen gibt, die in ihrem Glauben bestätigt werden und belohnt werden können. Ist vielleicht besser, als wenn man einfach etwas fertiges in der materiellen Welt präsentiert – und die Menschen einem einfach blind (wie Lemmige) folgen, ohne es vorher entsprecht reflektiert und überdacht haben, ohne vorher einen inneren (emotionalen und spirituellen) Zugang gefunden zu haben. Die Entscheidung liegt beim Universum bzw. beim Meta-Menschen. Ich wünsche mir, das etwas passiert. Doch das ist auch durch das Ego bedingt. Ich will endlich zeigen können, woran ich schon so lange abreite – und was ich da im Hintergrund aufgebaut habe. Meine Ungeduld soll aber nicht die Sicherheit und Stabilität des Systems gefährden. Entscheidend ist, was am besten für die Gesamtheit ist. Und das liegt nicht in meiner Hand. Ich sehe mich selbst nur als Diener. Ich bin Wegbereiter und Initiator. Und auch wenn ich mich mit der Rolle identifiziere, so erscheint sie manchmal doch undankbar.

Und ich wünsche mir schon, dass ich vor allem meiner Familie und meinen Freunden endlich zeigen und verständlich machen kann, warum der von mir eingeschlagenen Lebensweg der richtige ist – und uns als Gesellschaft und Gesamtheit so am meisten bringen wird. Zum Teil sind es aber einfach meine eigenen Schwächen und Selbstzweifel, die mich am Erfolg noch hindern. Dafür entschuldige ich mich.

Nun muss ich ersteinmal ein paar Dinge erledigen. Vielleicht komme ich später nochmal zum Schreiben. Und ab morgen bin ich dann auch wieder für Freunde und Familie ansprechbar und erreichbar.

Meditation-Retreat

Mein Programm der letzten sechs Tage:

  • 0400  Rise & Shine
  • 0430  Morning Reading
  • 0445  Sitting Meditation
  • 0515  Yoga/Exercise – Mindfulness in motion
  • 0700  Dhamma talk & Sitting meditation
  • 0800  Breakfast & Chores
  • 1000  Dhamma talk
  • 1100  Walking or standing meditation
  • 1145  Sitting meditation
  • 1230  Lunch & Chores
  • 1430  Meditation instruction / Dhamma talk
  • 1530  Walking or standing meditation
  • 1615 Sitting meditation
  • 1700 Chanting & Loving kindness meditation
  • 1800  Tea & Hot springs
  • 1930  Sitting meditation
  • 2000  Group walking meditation
  • 2030  Sitting meditation
  • 2100  Bedtime Goodnight
  • 2130  Lights out

Geschlafen wurde in kleinen Zellen auf Holzbetten mit einer duennen Bastmatte und einem Holzkissen, dazu eine kurze Decke. Ziemlich hart; aber ein gutes Training. Zum Glueck gabs ein Moskito-Netz; doch tagsueber war man vor den Attacken nicht sicher.

Genaueres werde ich demnaechst berichten. Will hier nur kurz ein Lebenszeichen aus Thailand schicken. Bin gerade in Songkhla an der Ostkueste, etwas noerdlich der malayischen Grenze. Ab dem 10.10. bin ich dann in Singapur; und am 16.10. wieder zurueck in HH. Die Zeit vergeht unglaublich schnell. Erst heute hatte ich eigentlich das Gefuehl, hier angekommen zu sein. Zum Abendessen gab es dann geroestete Maden – eine willkommene Abwechselung nach den 6 vegetarischen Tagen im Kloster.

Mit meinen Projekten komme ich gut voran. Und es sieht in der Tat so aus, als ob ich mit dieser Reise einen gewissen Abschluss herbeifuehren werde. Auch darueber folgt bald genaueres. Nun bin ich ziemlich geschafft und muede. Die Hitze und das schwuele Wetter (Regenzeit) setzen mir ganz schoen zu.

PAL hat mich nicht in das Kloster begleitet. Unsere Pfade werden dann in Singapur wieder zusammengefuehrt. Ist aber auch gut, dass ich ein bisschen Zeit fuer mich alleine habe. Es gibt einiges, was ich zu ueberdenken und zu planen habe. Das Meditieren hat mir wieder mehr Klarheit verschafft.

Gleich ist es neun. Seit vier bin ich auf den Beinen. Ich werde mich nun in mein Hotel begeben. 250 Baht die Nacht; das sind umgerechnet circa 6 Euro. Morgen will ich mir dann wieder einen Roller mieten (normalerweise 150 Baht = 3,75 Euro) und die Gegend erkunden. Eigentlich wuerde es sich auch lohnen, hier shoppen zu gehen. Nur leider mache ich das viel zu ungern. Es wird mich einiges an Ueberwindung kosten.

Es tut gut, aus Europa raus zu sein und eine Aussenperspektive einnehmen zu koennen. Auf mich kommt einiges zu, wenn ich dann wieder zurueck bin. Dann werde ich endlich die Faeden aus meinen frueheren und parallelen Leben zusammenfuehren koennen… Ueber die Auseinandersetzung mit den Buddhisten konnte ich noch ein paar weitere Blickwinkel hinzugewinnen.